Fragen & Antworten – Erklärung der Technik
Allgemeine Fragen
Automatisierte Fahrzeuge sind fahrerlos im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs und sind wie alle anderen Verkehrsteilnehmer an alle Vorgaben und Regeln gebunden. Die Shuttles erhalten keine eigenen Fahrspuren. Dennoch ergeben sich besondere Anforderungen an die Streckenausrüstung und an die Technologie. Automatisiertes Fahren bedeutet in Fall von SMO, dass die zu fahrende Strecke festgelegt und im Fahrzeug einprogrammiert ist. Es folgt dann dieser „virtuellen Schiene“. Sobald die Sensoren eine mögliche Gefahrensituation melden, bremst das Fahrzeug ab. Muss das Shuttle Hindernisse umfahren, ist vorerst noch ein Eingreifen der Begleitperson erforderlich.
Welche Art von Shuttles wurden genutzt?
Die hochautomatisierten Fahrzeuge der Firma Navya bieten maximal zehn Fahrgästen Platz. Auch in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen haben mittels einer Rampe Zugang. Die maximal zugelassene Geschwindigkeit beträgt derzeit 18 km/h.
Wann fahren die Busse?
Die autonomen Busse fahren leider nicht mehr! Informationen zu den ehemaligen Standorten gibt es unter Strecken.
Wie hoch ist die Fördersumme?
Das Projektvolumen im ersten SMO-Projekt betrug 15,12 Mio. €, wovon 12,01 Mio. € durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert werden. In „SMO-II“ beträgt das Projektvolumen 14,62 Mio. € und der Förderanteil 11,12 Mio. €. Die Differenz wird durch die Eigenanteile der Industriepartner gestellt.
Welchen Zweck erfüllt die Leitwarte in Hof?
Wenn es um automatisiertes Fahren geht, wird zumeist über Fahrzeuge, Technik und Sensorik berichtet. Wenn jedoch in nicht allzu ferner Zukunft keine Operatoren als Sicherheitsperson an Bord sein müssen, kommt der überwachenden Leitstelle oder „technischen Aufsicht“, wie sie das Gesetz zum autonomen Fahren nennt, eine enorm wichtige Bedeutung zu.
Unter der Leitstelle wird eine Einrichtung verstanden, die räumlich von den selbstfahrenden Fahrzeugen getrennt agiert. Die Aufgaben, die bislang Operatorinnen und Operatoren in jedem einzelnen Shuttle übernehmen, sollen in einer Leitstelle gebündelt werden. So kann eine ganze Flotte von Fahrzeugen – auch an mehreren Orten – überwacht und insgesamt kostengünstig eingesetzt werden, was neue Geschäftsmodelle ermöglicht und viele Punkte überhaupt erst für den öffentlichen Verkehr erschließbar macht. Selbstredend muss dabei die Sicherheit der Fahrgäste und des Straßenverkehrs jederzeit gewährleistet bleiben.
Die Leitstelle der Zukunft ist mit einer oder mehreren Personen besetzt und z.B. eingebunden in die Leitzentrale eines öffentlichen Verkehrsbetriebs. Im Detail erfüllt sie folgende grundsätzliche Aufgaben:
Gleichzeitige Überwachung mehrerer automatisierter Shuttles
Überwachung der Fahrzeugfunktionen und der technischen Werte
Ständige Kamera- und Funkverbindung mit den Fahrzeugen
Sofortige Kontaktaufnahme und Kommunikation mit den Fahrgästen im Notfall
In SMO können die Grundfunktionen in einem Prototypen demonstriert werden. Dabei wird die in Hof eingerichtete Leitstelle sogar noch mehr können: Die Fahrzeuge lassen sich „teleoperieren“, also fernsteuern. Diese Funktion wird jedoch im neuen Gesetz zum autonomen Fahren nicht berücksichtigt und ist daher vom Gesetzgeber derzeit für öffentliche Straßen nicht vorgesehen. Auf dem Gelände des Konsortialführers Valeo wird die Fernsteuerung gleichwohl mit einem Versuchsfahrzeug mit Erfolg erprobt und demonstriert. In SMO-II wird zudem untersucht, inwieweit aus der Leitwarte heraus in den Shuttle-Betrieb sinnvoll eingegriffen werden kann, bspw. durch eine Manöverfreigabe.
Fragen zum Betrieb der Busse
Wie schnell fährt das Shuttle?
Die Fahrzeuge sind derzeit für eine Geschwindigkeit bis 18 km/h zugelassen. Die Shuttles können zwar schneller fahren, allerdings wird diese Geschwindigkeit derzeit in Deutschland nicht genehmigt. Durch die Erfahrungen in SMO kann die Sensorik weiter verbessert werden, um höhere Geschwindigkeiten in Zukunft zu ermöglichen.
Was kostet die Fahrt?
Die Mitfahrt ist kostenlos.
Fahren die Shuttles elektrisch?
Ja, die Fahrzeuge sind mit einem Elektromotor ausgestattet und daher lokal zu 100 % emissionsfrei.
Kann ein Rollstuhl oder Kinderwagen mit?
Beides kann mitgenommen werden. Die Shuttles sind zudem mit einer Rampe für ein barrierefreies Einsteigen ausgestattet. Außerdem gibt es pro Shuttle eine Vorrichtung zur Befestigung eines Rollstuhles.
Gibt es eine:n Ansprechpartner:in im Bus?
Ja. Bis auf weiteres werden automatisierte Fahrzeuge von einem sog. Operator begleitet. Deren Aufgabe ist es, den Betrieb zu überwachen und in kritischen Situationen einzugreifen. Das ist so vorgeschrieben. In SMO wird erforscht, was alles notwendig ist, um auf das Begleitpersonal zu verzichten und dennoch sicherzustellen, dass sich alle Fahrgäste ausreichend sicher und gut informiert fühlen.
Kann das Fahrzeug Verkehrszeichen sehen?
Da die Route einprogrammiert ist und das Fahrzeug sich mittels Sensoren orientiert, weiß es, wo welche Schilder stehen. Das Shuttle kann derzeit also noch keine Verkehrszeichen verstehen, aber als Objekte erkennen.
Wie orientieren sich die Fahrzeuge?
Dass Shuttles unvorhergesehene Wege fahren, ist auszuschließen. Den Fahrzeugen wird eine exakt zurückzulegende Route einprogrammiert – sie fahren somit wie auf virtuellen Schienen und immer auf dem gleichen Weg. Bei der Programmierung werden gleich die Verkehrszeichen mitberücksichtigt, da das Shuttle diese nicht selbst lesen kann. Bei Ampelanlagen ist dies ein wenig komplizierter, da das Signal ständig wechselt. Daher wurde eine „V2X“-Kommunikaton installiert, um das Ampelsignal über Funk an das Fahrzeug weiterzugeben. V2X steht für „Vehicle-to-everything“.
Die Lokalisierung findet über mehrere Wege gleichzeitig statt. Bei der Routenprogrammierung wird gleichzeitig die Umgebung digitalisiert, wodurch den Shuttles eine Referenzkarte in 3D vorliegt. Mithilfe seiner Sensorik vergleicht das Fahrzeug zu jedem Zeitpunkt die aktuelle Umgebung mit der Referenzkarte und prüft seine Position. An einigen Stellen kommen nicht genügend Referenzpunkte für ein vollständiges Bild zusammen. Man behilft sich dann damit, sog. Landmarken an den Straßenlaternen anzubringen. Außerdem wird durch die automatische Lokalisierung via GPS jederzeit die korrekte Position der Shuttles sichergestellt, ergänzt noch durch die sog. Odometrie, d.h., das Shuttle zählt die Anzahl seiner Radumdrehungen sowie den Lenkeinschlag mit und weiß dadurch, wo es sich gerade befindet.
Wie erkennen die Fahrzeuge Hindernisse?
Die in den Shuttles verbaute Sensorik dient nicht nur zur Orientierung, sondern auch zum Erkennen von Hindernissen. Dies können parkende Fahrzeuge oder Lieferwagen, aber auch Fußgänger sein, die die Straße kreuzen. Sobald die Sensoren ein Hindernis erkennen, entscheidet das Fahrzeug in Echtzeit, ob es abhängig vom Abstand zwischen Hindernis und Fahrzeug langsamer wird oder ganz zum Stillstand kommt. Bei abrupt aufkommenden Hindernissen bremst das Shuttle entsprechend stärker ab. Oft ist das Shuttle auch vorsichtiger und bremst frühzeitiger als Autofahrende, da durch die Sensoren eine permanente 360°-Überwachung der Umgebung sichergestellt ist und Gefahren schneller registriert werden.
So kann es vorkommen, dass ein Shuttle seine Geschwindigkeit reduziert, obwohl von außen betrachtet keine Gefahr vorzuliegen scheint. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Passanten zu nah von der Seite an das Shuttle herantreten oder andere Autofahrende zu dicht vorbeifahren. Blockiert ein Hindernis die virtuelle Schiene, kann das Shuttle es zurzeit noch nicht im automatisierten Modus umfahren. In diesem Fall muss der Operator heute noch eingreifen und die Steuerung übernehmen.
Ist die Fahrt mit dem Fahrzeug sicher?
Ja, die Fahrzeuge beobachten die Umgebung ständig in alle Richtungen. Durch die Lidar-Sensoren nehmen sie die Umgebung wahr und bremsen, sobald andere Verkehrsteilnehmende zu nahekommen. Durch die hohe Empfindlichkeit und die begrenzte Geschwindigkeit ist eine ausreichende Sicherheit gewährleistet. Außerdem müssen die Fahrgäste während der Fahrt sitzen und angeschnallt sein. Das Stehen ist nur den Operatoren erlaubt. Das Shuttle ist als Fahrzeug vom TÜV abgenommen.
Elektrisch angetriebene Fahrzeuge wie die selbstfahrenden Kleinbusse sind bei niedrigen Geschwindigkeiten kaum zu hören. Hier hat der Gesetzgeber inzwischen nachjustiert, denn seit Mitte 2021 müssen Neufahrzeuge mit einem zusätzlichen Akustiksignal ausgestattet sein. Fußgänger in Hof, Kronach und Bad Steben brauchen also keine Sorge zu haben, von dem Shuttle plötzlich überrascht zu werden, denn auch die Shuttles wurden inzwischen nach positiv verlaufenden Tests durch den TÜV nachgerüstet.
Kann der Bus falsch fahren?
Da die Fahrstrecke fest einprogrammiert ist, kann der Bus nicht vom Weg abkommen.